22.07.2023 - Schwäbische Zeitung - Bernd Baur
ASB erwirtschaftet erstmals mehr als elf Millionen Euro
Die stärksten Bereiche im 2022 waren die Pflege und der Rettungsdienst - Fachkräftemangel verschärft sich
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Kreisverband Oberschwaben Nord, wie die hiesige Hilfsorganisation seit dem ersten Januar nach einer Umbenennung firmiert, hat ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr 2022 absolviert. Der Umsatz kletterte dabei erstmals über die elf Millionen Euro Marke, stärkste Standbeine waren die Pflege und der Rettungsdienst. Das Betriebsergebnis betrug knapp 375.000 Euro, der Betrag wird dem Eigenkapital zugeführt.
In der Turnhalle in Orsenhausen blickten die ASB-Verantwortlichen auf das Jahr 2022 zurück. In diesem machten dem ASB insbesondere noch die Corona-Pandemie und die Folgen des Ukrainekrieges mit den verbundenen Preissteigerungen zu schaffen, sagte Vorsitzende Diana-Seichter-Mäckle. Sie kritisierte hier vor allem die Dauer bei der gesetzlich verankerten Impfpflicht für die Beschäftigten im Gesundheitswesen. „Diese Maßnahme ist aus heutiger Sicht als sinnlos zu bezeichnen und traf vor allem den Pflegebereich hart“, sagte Diana Seichter-Mäckle. Mitarbeiter verließen den Bereich Pflege und kehrten auch nach der Aufhebung der Impfpflicht nicht mehr in den Beruf zurück. Der Fachkräftemangel wurde verschärft. Wenn hier keine zügige Weichenstellung erfolgt, werden viele Pflegeheime nicht mehr betrieben oder gar nicht mehr gebaut werden können. Der steigenden Zahl von pflegebedürftigen Menschen steht eine immer kleiner werdende Zahl von Pflegepersonal gegenüber, „das ist keine gute Entwicklung“.
„Wir hoffen inständig, dass die Politik diese Diskrepanz erkennt, handelt und geeignete Rahmenbedingungen schafft“, wandte sich die ASB-Vorsitzende an den anwesenden SPD-Bundestagsabgeordneten Martin Gerster. „Wir sind in schwierigen Zeiten, ganz viele Dinge muss man machen“, sagte der Bundespolitiker aus der Kanzlerpartei. Verbesserungen im sozialen Bereich zu erzielen, versprach Marin Gerster. Vieles sei schon getan worden, „Mehrheiten zu bekommen ist aber auch strapaziös“, sagte er. Die Arbeit des ASB für den Zusammenhalt der Gesellschaft („Sie sind der Kit“) lobte der Politiker, „dass sie mit Zuversicht in die Zukunft schauen und investieren, finde ich großartig“.
Stichwort Investitionen: Nächste Woche kann der ASB seine neue Rettungswache mit NEF-Standort in Riedlingen einweihen. Die bauliche Umgestaltung der Rettungswache in Schwendi läuft demnächst an. Und für einen Ersatzbau der in die Jahre gekommenen Rettungswache in Orsenhausen wird gegenwärtig in der Gemeinde nach einem geeigneten Grundstück gesucht. Kurz vor der Einweihung (1. September) steht das ASB-Großprojekt „Erweiterung Seniorenzentrum Sofie Weishaupt“ in Schwendi, bei dessen Verwirklichung Unternehmer Siegfried Weishaupt dem ASB finanziell großzügig unter die Arme griff.
Die Finanzen beim ASB Kreisverband Region Oberschwaben Nord verantwortet Schatzmeister Jürgen Rohmer. Seinem Bericht zufolge standen 2022 den Einnahmen in Höhe von rund elf Millionen Euro Ausgaben von rund 10,7 Millionen Euro gegenüber. 63 Prozent bei den Ausgaben entfallen auf die Personalkosten (215 Mitarbeiter), „man sieht, wir sind ein Dienstleistungsunternehmen“. In welchen Sparten dieses Unternehmen unterwegs war, veranschaulichte ASB-Geschäftsführerin Roswitha Ruf, untermalt mit Zahlen.
Der ihrer Meinung nach fast schon existenzbedrohende Personalmangel im Pflegebereich hatte Auswirkungen. Bei der stationären Pflege in den Heimen Schwendi und Laupheim verringerte sich die Belegung (34.387 Belegungstage) um 1,64 Prozent. Auch bedingt durch Corona, verzeichnete die teilstationäre Pflege in Orsenhausen und Laupheim eine durchschnittliche Belegung von nur 60 Prozent. Mit stagnierender Tendenz für 2023.
„Erste Tagespflegen schließen bereits“, benennt Roswitha Ruf die Auswirkungen dieses landesweiten Problems. Bei der ambulanten Pflege gingen die Hausbesuche (15.301) gegenüber 2021 um 6,9 Prozent zurück. Zuwächse verzeichnete der Rettungsdienst. 1534 Rettungseinsätze (plus 1,2 Prozent) fuhr der ASB, 2086 Notarzteinsätze (plus 8,4 Prozent) waren es. Die Krankentransporte (2513) stiegen um 2,7 Prozent. Weitere Zahlen: Essen auf Rädern 40.877 Mahlzeiten (plus 18,8 Prozent), Hausnotrufsystem 186 Haushalte (plus 12 Prozent), Teilnehmer Erste-Hilfe-Ausbildung 1325. Für den Freiwilligendienst meldeten sich neun Personen, 2017 waren es noch 21. Der ASB-Kreisverband zählt aktuell 4606 Mitglieder (plus 4 Prozent). Den Blick nach vorne gerichtet sagte Roswitha Ruf: „Die Zukunft des ASB werden wir trotz schwieriger Rahmenbedingungen aktiv gestalten.“
Wichtiger Bestandteil des ASB ist auch die ehrenamtliche Arbeit. Klara Grimm, ASB-Vize-Vorsitzende, erwähnte hierbei als stärkste Säule (2831 Stunden) die Arbeit des Freundeskreises im Seniorenzentrum Schwendi. Aber auch die ASB-Jugend (500 Stunden) und die ASB-Rettungshundestaffel leisten ehrenamtlich ihren Dienst. Den ASB-Verantwortlichen attestierte Josef Arzt von der dreiköpfigen Kontrollkommission eine gute Arbeit.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren geordnet, die Finanzmittel satzungsgemäß verwendet, lautete das Ergebnis der Prüfung. Ortsvorsteher Werner Jans dankte den Samaritern im Namen der Bürger für ihren selbstlosen Einsatz rund um die Uhr, Achim Jörg (Freiwillige Feuerwehr Laupheim) lobte die gute Zusammenarbeit mit dem ASB. Dessen Mitglieder, die seit Jahrzehnten unterstützend zur Seite stehen, wurden bei der Versammlung geehrt. Unter anderem waren dies Rudolf Waibel, Franz-Xaver Fick, Hermann Eberle, Theresia Weller und Renate Speidel für 50-jährige Treue. Gar 55 Jahre Mitglied beim ASB ist Monika Biberacher. Raimund Wörz (20 Jahre) und Hans-Peter Weckmann (35 Jahre) gehören lange dem ASB-Vorstandsgremium an.