07.09.2023 - Schwäbische Zeitung - Bernd Baur
Ein großes Projekt für eine kleine Gemeinde
Die Erweiterung des ASB-Seniorenzentrums „Sofie Weishaupt“ in Schwendi ist abgeschlossen
Das seit 2006 bestehende ASB-Seniorenzentrum „Sofie Weishaupt“ am Mühleweg ist durch einen Erweiterungsbau vergrößert worden. Eineinhalb Jahre dauerte die intensive Bauzeit. Maßgeblich unterstützt hat das Projekt die Familie Siegfried Weishaupt. 48 neue Pflegeplätze wurden geschaffen, nach der Sanierung des Bestandsgebäudes erhöht sich die Gesamtzahl damit auf 78. Knapp 15 Millionen Euro kostet die Gesamtmaßnahme.
Etwa 60 geladene Gäste konnten sich jetzt bei der Einweihung des Erweiterungsbaus von den neuen Räumlichkeiten ein Bild machen. „Für den Arbeiter-Samariter-Bund Region Oberschwaben Nord ist heute ein ganz besonderer Tag, auf den wir lange hingearbeitet haben“, sagte ASB-Geschäftsführerin Roswitha Ruf bei der Begrüßung.
Vor 17 Jahren hatte für den ASB die Geschichte des Seniorenzentrums in Schwendi begonnen, damals wurde ein Neubau mit 40 Pflegeplätzen nach den Plänen des Ulmer Architekten Hans-Georg Ziegler errichtet. Vom ersten Tag an, so Roswitha Ruf, war die Nachfrage nach einem Pflegeplatz in der Einrichtung größer als das Platzangebot. „Die an der Bedarfslage ausgerichtete Erweiterung des stationären Pflegeangebotes war deshalb ein konsequenter Schritt für eine zukunftsgerichtete Ausgestaltung der Pflege“, erklärte Ruf. Mit Mut und Entschlossenheit habe der ASB dieses Projekt, bei dem Hans-Georg Ziegler als Architekt und Generalplaner wirkte, in Angriff genommen.
Die Geschäftsführerin dankte allen, die bei der Umsetzung einen Beitrag geleistet haben. Ganz besonders erwähnte sie hier Unternehmer Siegfried Weishaupt und seine Familie. „Das Projekt drohte die Möglichkeiten des ASB vor Ort zu übersteigen, wäre da nicht Siegfried Weishaupt gewesen“, sagte sie. Der Schwendier Ehrenbürger griff dem ASB mächtig unter die Arme. Den Baugrund mit 15000 Quadratmetern (inklusive Bestand) hatte er dem ASB geschenkt, eine finanzielle Unterstützung folgte. Aufgestockt hatte er diese noch, als im Dezember 2021 erhebliche Preissteigerungen das Erweiterungsprojekt ins Wanken brachten. „Keine Worte können den Dank ausdrücken, der Ihnen gebührt“, sagte Roswitha Ruf.
Er sei gerührt, dieses Ereignis mit den Beteiligten zu feiern, bekannte Siegfried Weishaupt. Für ein Dorf wie Schwendi sei eine solche Einrichtung in der baulichen Art nicht selbstverständlich: „Wo gibt es so etwas?“ Und er fügte an: „Ich habe viele Komplimente über die tolle Betreuung und über den guten Geist, der hier im Seniorenzentrum herrscht, gehört“, lobte der Unternehmer die Verantwortlichen mit ihrem Team.
Weishaupt hatte die Einrichtung, die den Namen seiner Mutter trägt, schon beim Bau des Bestandsgebäudes mit 40 Pflegeplätzen und sechs betreuten Wohnungen unterstützt. Und jetzt stellte der Schwendier Ehrenbürger dem ASB erneut einige Millionen Euro zur Verfügung. Besonders freue ihn, dass mit der Schaffung eines großzügigen Begegnungsraumes für die Bewohner sein Wunsch in Erfüllung ging. „Heute ist für mich der Höhepunkt einer sehr erfolgreichen Zeit, die ich mit anderen gerne teile“, sagte der 84-jährige Unternehmer. Über das Geschäftliche hinaus übernehme er Verantwortung und soziale Verpflichtung für die Gesellschaft. Sein Vater Max Weishaupt habe dieses Engagement begonnen. „Gerade jetzt, wo wir vor einer schwierigen Zeit stehen, ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die solche Dinge unterstützen“, hob Siegfried Weishaupt hervor.
Einmal mehr kommt dies bei der Realisierung des Erweiterungsbaues zum Ausdruck, betonte Bürgermeister Wolfgang Späth. „Ihnen liegt dieses Projekt sehr am Herzen. Sie haben es mit ihren Ideen und finanziell sehr großzügig unterstützt und schlussendlich erst möglich gemacht“, dankte das Gemeindeoberhaupt dem Ehrenbürger. Dem ASB als Bauherrn zollte Wolfgang Späth Anerkennung für den Mut und die Weitsicht, dass mit dem Erweiterungsbau eine ganz besondere Struktureinrichtung geschaffen wurde, „die in der ganzen Region Ihresgleichen sucht und um die uns andere Kommunen beneiden“.
Der stellvertretende ASB-Landesvorsitzende Karl-Eugen Altdörfer sieht in dem Projekt ebenfalls einen großen Mehrwert für die Gemeinde und die Region. „Man spürt die besondere Atmosphäre hier“, sagte er. Dass in diesen Zeiten ein Wohlfahrtsverband wie der ASB ein solches Vorhaben umsetzt, wertet er als starkes Zeichen. „Wir zeigen damit, dass wir weiter für die Bevölkerung und die zu Pflegenden zur Verfügung stehen.“ Die Gewinnung von Pflegekräften sei eine Aufgabe, an der es zu arbeiten gilt.
Diesen Hinweis an die Politik vernahm der CDU-Europaabgeordnete Norbert Lins. Das Seniorenzentrum „Sofie Weishaupt“ biete eine tolle Voraussetzung für eine humane Begleitung der Bewohner, lobte er. Ist ein Land erfolgreich, seien Möglichkeiten im Sozialen da. Und bezogen auf das Engagement der Familie Weishaupt sagte er: „Schwendi ohne Weishaupt sähe ganz anders aus, die Gesellschaft wäre in sozialer Hinsicht ärmer ohne solche Menschen.“
Den kirchlichen Segen für das neue Gebäude aus Stein, für die Bewohner und die dort arbeitenden Pflegekräfte spendete der katholische Pfarrer Martin Ziellenbach. In diesem Haus befinde sich verdichtetes Leben, die Sorge um alte Menschen ist wichtig und eine Aufgabe von Kirche und Gesellschaft, erklärte der Geistliche und brachte dies in den Fürbitten zum Ausdruck.
Informationen zum Bauprojekt, verbunden mit einer Führung durch die neuen Räume am Einweihungstag, gab Architekt Hans-Georg Ziegler. Die Kubatur des Seniorenzentrums habe sich durch die Erweiterung fast verdoppelt, „es wurde ein stimmiges Ensemble in der Rottalaue geschaffen“. 16 Monate betrug die Bauzeit. Die Außenanlagen werden im Spätherbst fertig. Auf die innovative Energieversorgung durch Geothermie (acht Bohrungen bis 180 Meter Tiefe) verwies Hans-Georg Ziegler. Im Winter heizen, im Sommer kühlen sei hier das Ergebnis der Installationen. Diese werden nun auch im Bestandsgebäude vorgenommen.
Nachdem die Bewohner im Laufe der Woche in den Neubau umziehen, beginnt mit der Sanierung sogleich die nächste Bauphase. Die energetische Ertüchtigung mit Geothermie (elf Bohrungen) und Solarpaneelen auf dem Dach sowie eine Reduzierung von 40 auf 30 Pflegebetten sind wesentliche Kernpunkte der Bestandssanierung. Diese beinhaltet auch eine räumliche Erweiterung für den ASB-Rettungsdienst, der dort mit dem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) stationiert ist. Endes des Jahres 2023 soll die Sanierung abgeschlossen sein.